Staatsbad Bad Ems
Tradition und Innovation
Thermal Heilquellen
Traditionell gilt Bad Ems als „Das Heilbad für Katarrhe und Asthma“ und deren Folgezustände. Es verdankt seinen Ruf vor allem seinen Quellen, die nach dem Mediziner Hufeland zu den alkalisch-muriatischen Säuerlingen zählen und als Thermen die einzigen dieser Art in Deutschland sind. Im Quellwasser finden sich Hydrogenkarbonat sowie Chlorionen, Na-Ionen und 1 bis 2 g CO2, insgesamt also 4 g gelöste Substanzen. Die Thermalsäuerlinge zeigen hier eine Bandbreite zwischen 27° und 57° C. Darüber hinaus existieren auch etliche kalte Säuerlinge, also in Temperaturen unter 20° C.
Geologisch gehört das Gebiet der Emser Thermalquellen zum rheinischen Unterdevon. Wir sprechen auch von rheinischer Grauwacke mit wechselnden Schichten von Quarzit, Sandstein, sandigem Schiefer und Tonschiefer. Die Ausflüsse der Quellen liegen terrassenförmig übereinander, wobei die östlichen tiefer liegen als die westlichen. Die Regelmäßigkeit des Einfalls nach Südosten wird durch die verschiedenen Sattelbildungen unterbrochen. Das relativ eng begrenzte Thermalquellengebiet ist abgängig von einem Quarzitzug vom Malberg im Süden unter der Lahn hindurch zur Kemmenauer Höhe, der durch mehrere parallel laufende Tonschichten in völlig voneinander getrennte Schichten aufgeteilt wird. Zwischen den Tonschichten unterschiedlichen Durchmessers tritt das Thermalwasser auf und dort als arthesischer Brunnen zutage, wo der in Schichten gelagerte Quarzit auseinander tritt. Im heutigen Bad Ems umfasst das Quellengebiet den Platz des Kurhauses, den Südfuß des Klopp und den Südfuß der Bäderlei, das anstoßende Flussbett und auf der linken Lahnseite das ehemalige Römerbad bis zum Wasserturm. Die westliche und zugleich höchst gelegene Quelle liegt hinter dem „Nassauer Hof“. Dazwischen befinden sich einige kalte Säuerlinge.
Über die Herkunft des Wassers gab es durch die Jahrhunderte hinweg unterschiedliche Theorien. Wir dürfen heute von einem vulkanischen Ursprung ausgehen. Bekannt ist seit alters her die Wirkung des hydrostatischen Druckes des Lahnwassers auf die Ergiebigkeit der Quellen. Ebenso wurde die Ergiebigkeit durch den nahgelegenen Bergbau im westlichen Stadtteil beeinflusst. Bereits Ende des vergangenen Jahrhunderts kam es durch den Tiefbaubetrieb zu einer Schädigung der Quellen. Der daraus resultierende Streit zwischen Bad und Bergbau zog sich bis 1945 hin, ehe durch Kriegseinwirkung die Energieversorgung im Bergbau versagte, so dass die Gruben überflutet wurden und seither die Quellen wieder intensiver sprudeln.
Erstmals im Jahre 1172, später 1362, werden die „Thermae Emptzianae“ oder das „warm bayt bey Eumetze“ urkundlich erwähnt. Immerhin wissen wir, dass schon im frühen Mittelalter reger Badebetrieb herrschte; wohlgemerkt: Badebetrieb. Die erste Trinkempfehlung ist uns aus dem 16. Jahrhundert am „Kränchen“ bekannt. Später im 17. Jahrhundert kam der Kesselbrunnen dazu, und noch später diverse Brunnen als Felsenquellen unter wechselnden Namen. Sie wurden flach gefasst. Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde die Römerquelle entdeckt. Anfang dieses Jahrhunderts kam es zu einer Neufassung aller Quellen. Als letzte der großen Quellen wurde nach dem 2. Weltkrieg durch Bohrung der sogenannte Kampe-Sprudel erschlossen, der sich als überaus ergiebig erwies.
Im 17. und 18. Jahrhundert gab es zwischen den hessischen und nassauischen Badhäusern (nach der jeweiligen Herrschaft benannt) erhebliche Konkurrenz, die dem Badebetrieb zusätzlich Auftrieb gab. Die jeweiligen Aktivitäten wurden gefördert durch namhafte Badeärzte dieser Zeit, die zweifellos zum Wohle ihrer Patienten agierten und den zunehmenden Ruf des Bades verbreiteten. Einer der ersten, dessen wissenschaftliche Abhandlungen, wenn auch heute längst überholt, erhalten und von medizinhistorischen Interesse sind, war Anfang des 16. Jahrhunderts der Marburger Professor Dr. med. Johannes Eichmann, genannt Dryander, dessen Name in einer der hiesigen Reha-Kliniken erhalten blieb. Im Lauf der Zeit verbreitete sich der Ruf der Emser Thermen weit über die engen Grenzen der Duodez-Fürstenhäuser hinaus, so dass im 18. Jahrhundert und zunehmend im 19. Jahrhundert Kaiser, Könige, Herzöge, aber auch Prominenz aus Kultur, Politik und Wirtschaft hier Heilung suchte und fanden.
Bereits Mitte des vorigen Jahrhunderts ziehen sich die Erkrankungen der Respirationsorgane und ihre Folgekrankheiten an Herz- und Kreislauforganen als roter Faden durch die Fülle der Heilanzeigen. Wahrscheinlich führte dies zum Ruf des Heilbades weit über die Landesgrenzen hinaus, so dass Bad Ems Ende des vorigen Jahrhunderts bezüglich der Gästefrequenz den zweiten Platz unter den deutschen Heilbädern einnahm.
Die Wirkungsweise der kohlensauren Alkalien der Emser Thermen besteht zum einen in der Auflockerung der Schleimhaut, zum anderen in einer Verflüssigung des oft zähen Sekretes mit erheblicher Erleichterung der Expektoration. Voraussetzung ist, dass kein irreparabler Defekt an der Schleimhaut besteht. Da auch der Verdauungstrakt von einer Schleimhaut ausgekleidet ist, kommt es hier ebenfalls zu einer die Sekretion und Peristaltik anregenden Wirkung durch das freiwerdende CO2. Dieser Effekt wird noch gefördert durch Umhergehen beim Trinken. Die sattsam bekannte Wirkung der Emser Thermen, die bis in unser Jahrhundert hinein Patienten hierher führt, hat auch heute ihre Bedeutung nicht verloren. Selbstverständlich wird man heute infektbedingte Atemwegserkrankungen in klassisch-medizinischer Weise therapieren, allerdings unterstützt durch Trinkkuren, Inhalationen, Gurgelungen sowie Nasenspülungen mit Emser Wasser. Darüber hinaus erscheint es heute noch wichtiger, Folgezustände dieser Atemwegserkrankungen auf schonende Weise zu therapieren. Mindestens ebenso wichtig ist es in unserer schadstoffbelasteten Umwelt, bereits im Vorfeld eine gewisse Prophylaxe und weitere Stabilisierung der Schleimhaut zu ermöglichen.
Bad Ems bietet mit naturgegebenen Mitteln die Möglichkeit, den geschädigten Organismus auf schonsame Weise zu regenerieren und gleichzeitig eine zunehmende wichtige Vorbeugung zu betreiben – im Sinne einer Stabilisierung und zunehmender Immunisierung.
Die Durchführung der Kur
Zur Durchführung der Kur bietet sich aus Erfahrung ein Behandlungsschema an, das natürlich von Fall zu Fall Änderung erfahren darf. Morgens früh beginnt der Tag mit ein bis zwei Gläsern Kränchenbrunnen, bei Magendarm-Molesten empfiehlt sich der Kesselbrunnen. Wie schon erwähnt, fördert langsames spazieren gehen die Wirkung. Auch vor dem Mittagessen bzw. am späten Nachmittag, sollte ein oder zwei Glas Brunnen getrunken werden. In der Vormittagszeit fallen Gurgelungen und Nasenspülungen. Die wichtige Inhalationstherapie, die im Kurmittel- und Therapiezentrum sowie den Bad Emser Reha-Kliniken angeboten wird, sollte zweimal am Tag erfolgen. Wir differenzieren je nach Befund eine Feuchtinhalation im Raum oder am Inhalationsgerät, letzteres meist in leicht vergröberter Tröpfchenform zum Schleimlösen. Eine Sonderform nimmt die Aerosolierung ein, die in feinst verteilter Dispersion bis in die kleinsten Bronchiolen und Alveolen eindringen und damit wirksam werden kann. Das ist von besonderer Wichtigkeit für Bronchial-Asthmatiker, denen man auf dieser Weise mit Emser Wasser als Vehikel entsprechend bronchialerweiternde Medikamente applizieren kann.
Den Spätschaden des Asthma-Emphysemkomplexes in Form der Herz-Kreislauf-Insuffizienz begegnet man mit Co2-Bädern, wie sie die Thermen liefern. Die Wirkung des Kohlensäurebades von 30 bis 32° C liegt in einem anhaltenden thermischen Kontrastreiz – die peripheren Kreislaufverhältnisse werden gebessert (Erweiterung der Kapillaren). Der Herzmuskel wird durch den physikalischen Druck des Wassers entlastet. Unabhängig von dieser spezifischen Kohlensäurewirkung, die man tunlichst nur jeden zweiten Tag verordnet, ist das weitgehend CO2-freie Thermalwasser in der „Emser Therme“ die ideale Ergänzung für alle Verspannungen des Bewegungsapparates und für Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises bei einer Temperatur von 32 ° C.
Von besonderer Bedeutung wurden die Emser Thermalquellen, als es gelang, sie als Emser Salz und später als Emser Pastillen zum Lutschen anzubieten. Zuvor war das Wasser über alle Grenzen hinweg in Krügen verschickt worden (der erste Wasserversand bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts). Das Emser Quellsalz ist seit 1902 im Handel.
Ausarbeitung von Frau Dr. med. Hanna Michel Bad Ems, Januar 1997
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Der Badebetrieb lässt sich in Bad Ems seit dem Spätmittelalter, seit dem 14. Jahrhundert nachweisen. Damit zählt Bad Ems zu einem der ältesten Heilbäder nördlich der Alpen.
Quelle:
Verein für Geschichte, Denkmal- und Landschaftspflege e.V., Bad Ems
Bad Ems, Juni 2013
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Betrieb Kurmittel- und Therapiezentrum bis 2010.
Ehem. Dryander-Klinik, heute Lahntalklinik.
EMS®/EMSER®/EMSER SALZ®/Emser Pastillen® sind u. a. geschützte Warenzeichen der Staatsbad Bad Ems GmbH – Lizenznehmer: Sidroga GmbH (ehem. Siemens & CO.)
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